Zwischen den Zeilen: Michael Böhm

 

Bookspot: Seit wann schreiben Sie und was hat Sie zum Schreiben gebracht?

Michael Böhm: Den Traum vom Schreiben habe ich mit über die Schwelle in meinen Ruhestand genommen und ein Abenteuer nahm seinen Anfang. Begonnen hat der Traum schon in meiner Jugend. Für meine Freunde schrieb ich Stücke für das Kasperltheater. Dann kamen kleine Geschichten und dann „Romane“, die so wahnsinnig dick wie ein normales Schulheft waren. Später kam die Mitarbeit bei der Schülerzeitung. In den nächsten Jahrzehnten reichte die Zeit nur zu Kurzgeschichten, die hier und da veröffentlicht wurden.

 

Bookspot: Was inspiriert Sie generell und was war die Inspiration zu Ihrem (letzten) Werk?

Michael Böhm: Schon früh habe ich damit begonnen, mir ein Archiv anzulegen aus Zeitungsausschnitten und Notizen. Statt Briefmarken habe ich Ideen gesammelt. Was sich da im Laufe vieler, vieler Jahre ansammelte, ist heute der Fundus für mein Schreiben.

Ausgangspunkt meines letzten Romans MEIN FREUND SISYPHOS waren Unterlagen von einem Wahlskandal in meiner Heimatstadt. Schon bei der ersten Handlungsskizze zeigte sich, dass dieser Skandal nur einer von mehreren Aspekten der Erzählung sein würde.

 

Bookspot: Haben Sie eine Schreibtradition? (Bsp.: Trinken Sie immer einen Kaffee bevor, Sie schreiben?, Läuft immer eine bestimmte Musik im Hintergrund?, …)

Michael Böhm: Da ich eigentlich überall schreiben kann, bin ich nicht auf Krücken angewiesen, die mich zur Arbeit tragen. Natürlich weiß ich von Tricks, mit denen sich berühmte Kollegen oder Kolleginnen an die Arbeit brachten.

Schreibe ich zu Hause, dann liebe ich Opern von Verdi oder Puccini als Begleitmusik.

 

Bookspot: Was hilft Ihnen in Ihrem Schreibprozess? (Nutzen Sie bestimmte Programme zur Plotplanung?, Was machen Sie, wenn Sie eine Schreibblockade haben, …)

Michael Böhm: Das Zauberwort beim Schreiben heißt für mich Disziplin. Wartet ein Autor auf die küssende Muse, dann hat er schon verloren. Klar, es läuft mal besser, mal schlechter. Doch aufgeben gibt es nicht. Das ist manchmal nicht leicht, aber bei der Geschichte zu bleiben ist ein unbedingtes Muss.

Zu einer Schreibblockade kann ich nichts Konkretes sagen. Ich weiß, dass es so etwas gibt, doch dieses mögliche Hindernis musste ich noch nicht überspringen.

 

Bookspot: Mit welcher literarischen Figur identifizieren Sie sich am meisten?

Michael Böhm: Mit dem aus der Öffentlichkeit verschwundenen Philosophen Roderich Axtner, dessen Vita ich noch immer versuche zu erforschen, identifiziere ich mich nicht, allerdings fasziniert er mich außerordentlich.

Im Kapitel „Das Verschwinden eines Mahners“ in meinem Buch TRÄUME AM ENDE DES WEGES habe ich versucht, die schwachen Spuren Axtners, wie sie zu diesem Zeitpunkt zu erkennen waren, darzustellen.

 

Bookspot: Lesen Sie gern in dem Genre, in dem Sie schreiben?

Michael Böhm: Mein Schreiben beschränkt sich nicht auf ein spezielles Genre. Ich schreibe Krimis, Erzählungen, Romane, Kurzgeschichten. Und in dieser Bandbreite bewegt sich auch mein literarisches Interesse.

 

Bookspot: Welche*n Schriftsteller*in bewundern Sie und warum?

Michael Böhm: Lawrence Durrell, weil er ein Fabulierer vor dem Herrn und ein Wortzauberer ist, der aus der Fantasie Wirklichkeit entstehen lässt und die Wirklichkeit in Fantasie zu verwandeln vermag.

Von George Simenon habe ich die Überzeugung übernommen, ein Krimi (jedes Buch) sollte in wenigen Zügen zu lesen, demnach also nicht zu voluminös sein.

 

Bookspot: Wo wollten Sie schon immer mal hin? (egal ob fiktiv oder real)

Michael Böhm: Wer kennt heute noch den Roman von Hans Dominik „Das Erbe der Uraniden“? Seit ich in meiner Jugendzeit dieses Buch gelesen habe, war der Planet Uranus ein Traum- und Abenteuerziel, auch oder gerade weil mir damals schon klar war, nie dort landen zu können.

 

Infos:

  • Autor: Michael Böhm
  • Titel: Mein Freund Sisyphos
  • Edition 211, ein Imprint des Bookspot Verlags
  • ISBN:978-3-95669-154-6
  • Klappenbroschur mit Lesezeichen, 176 Seiten
  • Preis: 12,95 € (Print), 7,99 € (E-Book)